pAVK – die Schaufensterkrankheit
Die Schaufensterkrankheit….Das Bein schmerzt beim Gehen und das schon nach wenigen Metern. Sie bleiben stehen und dann wird es wieder besser? Dann könnte es eine pAVK sein. Doch was ist das und was dagegen machen?
Die pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) oder im Volksmund auch Schaufensterkrankheit bezeichnet die Verengung oder gar der komplette Verschluss der Gefäße, die das Blut zu den Armen und Beinen hinführen.
Die Arterien versorgen den Körper mit den sauerstoffreichen Blut. Bei einer pAVK ist diese Blutversorgung gestört, da eine Verengung bzw. ein kompletter Verschluss der Gefäße vorliegt. Der Grund hierfür ist in den allermeisten Fällen eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), wodurch sich dann die Sauerstoffversorgung der Muskeln in den Beinen und Armen verschlechtert. Wenn man die Beine beim Gehen belastet und somit die Muskeln mehr Sauerstoff benötigen, kommt es zu den Schmerzen. Der Muskel wird nicht richtig mit Sauerstoff versorgt und wir müssen stehen bleiben.
Man unterscheidet die Schaufensterkrankheit in Einetagen- bzw. Mehretagenerkrankung. Bei der Mehretagenerkrankung befinden sich mehrere Engstellen in verschiedenen Abschnitte der Arterien. Dagegen ist bei der Einetagenerkrankung nur ein bestimmter Gefäßabschnitt betroffen. Zudem wird diese wiederum in drei Typen unterteilt.
Oberschenkeltyp: Etwa bei der Hälfte der Erkrankten ist die Oberschenkelarterie (Arteria femoralis) betroffen. Die Schmerzen sind hauptsächlich in der Wade und der Puls ist in der Kniekehle und am Fuß nicht mehr tastbar.
Beckentyp: Die Verengung liegt im Beckenbereich der Hauptschlagader vor. Etwa 30 % der Patienten sind von diesen Typ betroffen. Der Puls fehlt in der Leiste, Kniekehle und am Fuß. DieSchmerzen ziehen vom Gesäß bis runter in die Wade.
peripherer Typ: 20 % Aller Patienten haben diese Art der Schaufensterkrankheit. Am Fuß sind keine Pulse tastbar, da die Verengung sich im Unterschenkel befindet. Zudem kann die Fußsohle schmerzen.
Welche Symptome und Stadien gibt es?
Stadien der pAVK nach Fontaine:
- Stadium I: meist ein Zufallsbefund, keine Beschwerden, geringe Engstelle
- Stadium II:Schmerzen in Wade, Gesäß und Oberschenkel, keine schmerzfreien längeren Gehstrecken IIa: Gehstrecke 200 m und mehr
IIb: Gehstrecke unter 200 m - Stadium III: Ruheschmerzen in den Füßen und Zehen, besonders im Liegen
- Stadium IV: geschädigtes Gewebe, Bildung offener Stellen, Amputation kann notwendig werden
Neben diesen typischen Schmerzen gibt es noch weitere Symptome:
- Kälte und Blässe des betroffenen Fußes
- Fehlender Puls
- Wunden heilen nicht richtig ab
- Muskelschwäche bei Belastung
Welche Urasche hat die pAVK?
In den allermeisten Fällen ist die Ursache Arteriosklerose, also die Verkalkung der Gefäße. Nur sehr selten sind Verletzungen, entzündliche Erkrankungen oder Embolien die Ursache.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Der hauptsächliche Risikofaktor ist das Rauchen. Es verengt die Gefäße, erhöht somit den Blutdruck und die Blutfette. Zudem wird das Blut verdickt und giftiges Kohlenmonoxid gelangt ins Blut. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und familiäre Veranlagung. Zudem zählen noch negative Einflüsse der Lebensführung wie falsche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel eine Rolle. Männer sind häufiger von der Schaufensterkrankheit betroffen als Frauen.
Was macht der Arzt?
Der Arzt wird sich bei einem Verdacht auf eine pAVK zunächst nach den typischen Beschwerden, wie belastungsabhängigen Schmerzen in den Beinen, erkundigen. Auch fragt er nach Risikofaktoren den oben genannten Risikofaktoren für eine Arteriosklerose. Zudem können Potenzbeschwerden beim Mann auf eine Gefäßerkrankung hinweisen.
Bei der Untersuchung achtet der Arzt insbesondere auf die Farbe der Haut, Haut-Temperatur und die eventuell vorliegende(n) Wunde(n). Er tastet nach den Pulsen an den Armen, den Leisten, der Kniekehlen und den Füssen. Ist der Puls an einer der genannten Stellen nicht tastbar, spricht dies für eine deutliche Verengung der Gefäße. Der behandelnde Arzt misst außerdem den Blutdruck und hört die Gefäße , sowie die Herztöne mit einem Stethoskop ab. Aufgrund der Strömungsgeräusche kann er dabei etwaig zusätzlich schon einen Verdacht auf Engstellen erlangen.
Bei der Lagerungsprobe nach Ratschow werden die Beine des Patienten etwa eine Minute hoch gelagert, wobei die Füße kreisende Bewegungen ausführen. Folgend darf der Patient sie herabhängen lassen. Existiert eine arterielle Verschlusskrankheit, erblasst der betroffene Fuß beim Hochlagern, da er ungenügend durchblutet wird. Beim Herabhängen wird dieser erst später als der andere Fuß wieder rosig.
Bei Beschwerden in den Beinen kann die schmerzfreie Gehstrecke zur Stadieneinteilung beispielsweise mit Hilfe eines Laufbands bestimmt werden.
Eine Blut-Untersuchung kann weiteren Aufschluss über das Vorliegen von Risikofaktoren für eine Arteriosklerose geben. Vor allem interessieren die Blutzucker-Werte als Hinweis auf einen möglicherweise vorliegenden Diabetes und die Blutfette. Mit der Dopplerdruckmessung (Knöchel-Arm-Index-ABI) kann ein Beleg für eine Durchblutungsstörung an den Beinen erlangt werden. Dabei wird mit Hilfe eines Ultraschallgeräts der Blutdruck in den Beinen bestimmt. Der Arzt verwendet dazu einen kleinen, stiftförmigen Ultraschallkopf, mit dem er den Blutfluss am Bein hörbar machen kann. Dann legt er eine Blutdruckmanschette an und pumpt diese auf. Ab einem bestimmten Druck nimmt der über ein Geräusch hörbar gemachte Blutfluss hinter der Manschette ab und versiegt schließlich ganz. Anschließend lässt der Arzt langsam die Luft aus der Blutdruckmanschette und liest den Druck ab, wo der Doktor den ersten Ton gehört hat. So kann der Blutdruck an beiden Armen und beiden Unterschenkeln gemessen werden. Mit der folgenden Formel kann man dann den Druck errechnen:
Knöchel-Arm-Index = Systolischer Knöchelarteriendruck
Systolischer Armarteriendurck
Weil der Druck in den Beinen im Normalfall etwa gleich groß oder etwas höher ist als der in den Armen, liegt der errechnete Wert normalerweise über 1,0. Werte kleiner 0,9 weisen auf eine Durchblutungsstörung hin.
Bei der Oszillographie werden mit Hilfe von Druckmanschetten Volumenschwankungen an Unterschenkel, Oberschenkel und Fuß gemessen, die normalerweise durch jeden Herzschlag verursacht werden. Verminderte Volumenschwankungen deuten auf Durchblutungshindernisse hin.
Eine Ultraschall-Untersuchung ermöglicht es dem Arzt, die Blutgefäße sichtbar zu machen. Mit der so genannten Farbdoppler-Sonografie kann auch der Blutfluss farblich dargestellt werden. Engstellen in für Ultraschall gut zugänglichen Gefäßen lassen sich so ermitteln.
Die Magnet-Resonanz-(MR-)Angiografie kommt immer häufiger zur Anwendung. Sie erfolgt ohne Röntgenstrahlen auf Basis einer Kernspintomografie (MRT).
Wie wird die pAVK behandelt?
Die Therapie richtet sich danach, wie schwer die pAVK ausgeprägt ist. Zuerst sollte versucht werden so viele Risikofaktoren wie möglich beseitigt werden. Hierbei ist besonders wichtig, mit den Rauchen aufzuhören. Danach muss versucht werden das Übergewicht zu reduzieren und regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen.
Es werden auf jedenfall Medikamente gegeben, die das Zusammenklumpen der Blutplättchen verhindert. Diese Medikamente sind zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel.
Gehtraining spielt vor allem in Stadium II eine wichtige Rolle. Durch das Gehtraining aber auch Fußrollübungen werden sogenannte Kollateralen gebildet. Das sind Umgehungskreisläufe, die das Bein dann mit Blut versorgen. Das Training sollte dreimal täglich für je 30 Minuten durchgeführt werden.
Ab den Stadium II b wird meist eine Angiographie/PTA durchgeführt. Bei der perkutanen transluminaren Angioplastie (PTA) wird die verengte Ader mit einen kleinen Ballon aufgedehnt. Es wird ein Gefäßkatheter, der mit einem Ballon versehen ist, bis zu der verengten Stelle eingeführt. Üblicherweise wird der Zugang in die Leiste über die dort relativ gut erreichbare Oberschenkelschlagader gewählt. An der verengten Stelle bläst der Arzt dann den Ballon auf und dehnt so das Gefäß wieder auf. Anschließend wird häufig ein sogenannter Stent eingesetzt. Dieses kleine röhrenförmige Gittergerüst aus Metall soll die Gefäßwand stabilisieren und vor einem erneuten Verschluss schützen. Im Rahmen der PTA kann auch gleichzeitig eine Thrombolyse erfolgen – hierbei wird über den Katheter direkt an der Engstelle ein Medikament eingebracht, das das Blutgerinnsel im Gefäß auflösen soll.
Sollte die Schaufensterkrankheit schon fortgeschritten sein, hilft meist nur noch eine Operation, wobei es verschiedene Möglichkeiten gibt. Bei kurzstreckigen Verschlüssen wird eine Throbendarteriektomie gemacht. Hierbei wird das betroffene Blutgefäß von innen ausgeschält und das Material, was den Blutfluss im Gefäß hemmt, entfernt.
Zudem kann man noch eine Bypass-Operation machen. Diese wird bei langstreckigen Verschlüssen eingesetzt. Es wird eine Überbrückung eingebaut, die entweder aus einer Vene (Vena saphena magna) oder aus einer Kunststoffprothese besteht, sodass dadurch das Bein wieder mit Blut versorgt werden kann.